Ein Ideal von Familie in den 50-70-Jahren sah so aus: das verheiratete Paar mit Kindern, er bringt das Geld nach Hause, sie kümmert sich um den Haushalt und die Kinder. Wenn sie arbeiten gehen will, benötigt sie die Erlaubnis ihres Mannes. Scheidung ist ein schlimmer Makel, alleinerziehende Mütter werden ausgegrenzt und schwule Paare mit Kindern sind unvorstellbar.

Obwohl die Ehe mit ca. 18 Millionen Hetero-Paaren immer noch die verbreitetste Familienvariante ist, sind solche Vorstellungen Gott sei Dank seit langem Geschichte. Die Gesetze zur Familienpolitik stützen dennoch nach wie vor auch in 2014 die Ein-Verdiener-Ehe. Eine von der Bundesregierung selbst in Auftrag gegebene Studie stellte ein vernichtendes Zeugnis aus: das Ehegattensplitting und die mangelnde Ganztagsbetreuung für Kinder fördern keineswegs junge Familien mit Kindern.

Die Statistik (2011) sagt, dass in 70 Prozent der Familien mit minderjährigen Kindern in Deutschland die Eltern verheiratet sind, in 20 Prozent ist ein Elternteil alleinerziehend, und in 10 Prozent der Familien leben in anderen Gemeinschaften. Somit sind die Wünsche an die Familienpolitik so unterschiedlich wie vielfältig die Familien heute sind. Es geht hier um eine bessere Infrastruktur für Familien, in der die Arbeitgeber in die Pflicht genommen werden. Sie wünschen sich:

• qualifizierte und bezahlbare Betreuer für den Notfall
• eine Gleichbehandlung aller Familien
• mehr Unterstützung von den Behörden in schwierigen Familiensituationen
• qualitativ hochwertige Betreuung in KiTas und Schulen.

Jedes Jahr gibt die Bundesregierung mehr als 200 Milliarden Euro für Familien aus. Jedoch gehört Deutschland weltweit zu den Schlusslichtern, wenn es ums Kinderkriegen geht. Es ist die Folge der verfehlten Familienpolitik der Regierung.
So wird zum Beispiel der Krippenausbau als „wirtschaftliche Stärkung der Familie“ angepriesen, aber das 2007 eingeführte Elterngeld als ein starker Anreiz für eine kurze Babypause gesehen, und somit die Berufstätigkeit der Frauen erzwungen. Die Erwerbstätigkeit der Frauen nehme dadurch deutlich zu. Es geht nicht, dass in einem der reichsten Länder der Welt häufig nur die doppelte Berufstätigkeit der Eltern vor dem sozialen Abstieg bewahren kann.

Fakt ist, dass die Familienpolitik der Bundesregierung eine generelle Auffrischung benötigt. Das Prinzip des Betreuungsgeldes: Eltern erhalten 150 Euro pro Monat als Belohnung vom Staat, wenn sie ihre Kinder nicht in eine Kita geben, trägt nicht dazu bei, den Kindern die Chance auf eine bessere frühkindliche Bildung und soziale Integration zu geben. Wenn Deutschland mehr Kinder und eine sozial gerechtere Politik will, dann muss die Bundesregierung jetzt diese Aufgabe anpacken und tiefgreifende Reformen ins Rollen bringen – und das ganz schnell.

Der Beitrag Familienpolitik in Deutschland erschien zuerst auf Leben mit Familie.